Wie der Zufall es so will, hat mich die Arbeit Mitte 2015 in die Berge gebracht. Heute weiß ich: es war eindeutig Liebe auf den ersten Blick. Dass ich mitlerweile bergsüchtig bin weißt du ja bestimmt schon 😉.
Durch meine Arbeit in der Gastronomie hatte ich zudem das Glück, schon in kurzer Zeit tolle und herzliche Kontakte knüpfen zu können. Dass ich die ganze Zeit nur von den Bergen gefaselt habe ist wohl schnell aufgefallen. und so bin ich dann schlußendlich schnell mit bergerfahrenen Kärntnern in Kontakt gekommen.
Lange Rede kurzer Sinn: Im Januar 2016 durfte ich meine erste richtige Bergtour machen.
Vorbereitung
Ich bin noch heute sehr überrascht und gleichzeitig begeistert darüber, dass man auf manche Berge „einfach so hochlaufen kann“.
Natürlich sind ein paar ordentliche Wanderschuhe durchaus sinnvoll, aber selbst ohne ist das machbar. Ich kann dir aber sagen: empfehlen würde ich es nicht. Auch ein paar andere Equipment-Basics sind durchaus sinnvoll für den Komfort und teilweise auch für die Sicherheit. Meine persönlichen Favoriten an Equipment-Basics kannst du hier ausführlich weiterlesen.
Ich persönlich war nicht sehr gut auf diese erste Bergtour vorbereitet. Weder konditionell, noch von meiner Ausrüstung her. Unter beidem habe ich zeitweise durchaus gelitten, vor allem weil die Tour im tiefsten Winter war. Aber dazu erzähl ich später noch mehr. Vielleicht habe ich es auch gar nicht bis zum Gipfel geschafft? 😅🤔
Der Hochobir – 2139m
Dieser Berg ist quasi zu meinem Idol einer anspruchsvollen, aber anfängergeeigneten Tour geworden. Je nachdem an welchem Punkt man startet kann man den Gipfel mal eben nach Feierabend von der Eisenkappler Hütte aus erklimmen oder eine ganze Tagestour vom Schaidasattel aus draus machen.
Für meine erste Bergtour haben wir natürlich gleich mal die längere Variante gewählt. Ob das so die beste Wahl war? Ich bin ja sportlich und ein paar kleinere Hügel habe ich in Kärnten auch vorher schon mal angetastet.
Also streng nach meinem Motto: Und los 😂
Insgesamt war meine erste Bergtour also:
- 16 km lang
- Anstieg 1286 Höhenmeter
- schneereich
- atemberaubend (in zweierlei Hinsicht)
die Leiden der jungen Rebecca
Wie ich jetzt bereits das ein oder andere mal angedeutet habe, diese Tour war für mich eine echte Challenge. Und das aus mehreren Gründen, an denen ich dich gerne teilhaben lasse, ich hoffe dir ergeht es dadurch besser auf deiner ersten Tour.
Problem No 1:
Ich hatte einfach nicht das richtige Equipment. Und wenn du jetzt denkst: alles nur Quatsch, ich hab doch ne Outdoor-Jacke vom Discounter, die tuts auch. Genau das habe ich vorher auch gedacht. Hatte ich auch. Und sie hat es eben nicht getan. Mit meiner heutigen Erfahrung über die Outdoor-Bekleidung kann ich auch ganz genau sagen warum nicht: meine Jacke war einfach nicht atmungsaktiv. Natürlich habe ich beim Anstieg geschwitzt. Durch die fehlende Membran konnte der Schweiß aber nicht nach außen entweichen. Das Endresultat war, dass ich am Gipfel gefroren habe wie ein Schlosshund und auch beim Abstieg nicht mehr richtig warm geworden bin. Gerade im Winter würde ich nie wieder auf eine ordentliche Hardshell-Jacke und darunter genug Schichten atmungsaktive Kleidung (z.B. aus Merino-Wolle) nach dem Zwiebel-Prinzip verzichten.
Problem No 2:
Es war einfach „too much“ für mich. Solche eine Tour würde ich heute erst nach 1-2 moderaten Bergtouren empfehlen. Selbst wenn du eigentlich fit bist. Das Bergaufgehen, die Muskelbelastung (besonders als Frau), die Höhenluft und die Kälte (wenn du im Winter gehst). Dein Körper sollte sich erst einmal drauf einstellen können, was da jetzt von ihm abverlangt wird und du solltest auch erst einmal nach und nach dein richtiges Tempo für so eine Tour finden.
Problem No 3:
Ich hatte schon eine körperlich sehr anstrengende und kräftezehrende Woche hinter mir. Das habe ich dann zusätzlich noch an meinem schnell schwindenden Kräfte- und Audauerhaushalt gemerkt.
einfach nur geil
Trotzdem muss ich sagen: alles in allem war es einfach nur geil. Anders kann ich es nicht in Worte fassen.
Die genauen Kleinigkeiten der Tour bekomme ich nun zwei Jahre später leider nicht mehr zusammen. Umso interessanter ist aber ja, was denn jetzt noch so in meinem Gedächtnis von meiner ersten Bergtour hängengeblieben ist. Das ist ja am Ende eher das was zählt.
Schon bei dem ersten Anstieg durch Wald konnte ich die Ruhe und absolut klare Luft in vollen Zügen geniessen. Das ist wirklich ein Erlebnis in den Bergen. Du atmest ein und riechst nichts außer: Natur pur. Nachdem wir eine Weile stets aufwärts auf kleinen zick-zack Pfaden durch den Wald gewandert sind kamen wir auf die erste Schneebedeckte Ebene. Einfach bombastisch. Ein so unberührtes Winterwunderland habe ich vorher glaube ich noch nie gesehen. Also ich meine so ganz ohne die sonst obligatorischen Skilifte und Pistenraupen. Einfach nur: Schnee, schneebedeckte Bäume, ok, vielleicht ein paar Skispuren von vergangenen Skitouren und inmitten durch ein Pfad wie für uns gemacht.
Also stetig weiter diesem Pfad entlang gen „immer aufi“. Ich kann mich noch erinnern die Schritte gezählt zu haben. Immer bei 1000 habe ich mir erlaubt mal stehen zu bleiben. Natürlich wollte ich mir vor dem erfahrenen Bergwanderer auch nicht zu viel Blöße geben, da ich doch vorher geprahlt habe wie fit ich doch bin. Und immer weiter. Irgendwann habe ich gar nichts mehr gedacht, nur noch einen Schritt vor den nächsten.
Und ich betone noch einmal: trotz den erwähnten Strapazen, es war einfach nur geil. Dieses Erlebnis bleibt mir für immer.
Der Gipfel (der Gefühle)
Tatsächlich habe ich mich bis ganz oben durchgebissen. Ehrgeiz hatte ich schon immer im Überfluss.
Juchu. Mein erster 2000er! 🎉😍
Das Gefühl zum ersten Mal auf so einem Berggipfel zu stehen ist unbezahlbar. Es fühlt sich einfach fantastisch an. Aus eigener Kraft so hoch hinaus gekommen zu sein. Wenn du Glück hast (oder deine Planung gut war) hast du einen Ausblick der dir den Atem stocken lässt. Wir waren zum Sonnenuntergang am Gipfel. Kannst du dir das vorstellen? Ich weiß noch heute wie ich mich gefühlt habe: irgendwas zwischen überwältigt und auf Wolke 7.
Resümee
Von meiner Seite aus ist es nach wie vor ein klares: und los.
Ich bin der Meinung, wenn du Bock auf Berge hast und Bock auf eine Bergtour, dann solltest du es auch angehen, denn das Erlebnis ist es definitiv wert auch mal an seine Grenzen zu gehen. Alles in allem sollte es nicht gleich die anspruchsvollste Tour wie bei mir hier beschreiben sein. Vielleicht verlierst du dabei sonst auch zu schnell den Spaß an den Bergen. Mit meiner heutigen Erfahrung würde ich die Tour auch abbrechen, ohne den Gipfel erreicht zu haben, ich war eigentlich nicht fit genug für diese Tour.
Lass du es lieber langsam angehen und geniesse die Kraft und Energie, die dir die Berge auch zurückgeben in vollen Zügen.
Schreibe einen Kommentar